23 Januar 2007

Gnade vor Recht

Die Diskusison über ein vorzeitiges Ende der Haft von Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar ist in vollem Gange und das ist auch richtig so. Un-diskustiert darf so ein Vorgang nicht über die Bühne gehen. Schließlich haben die Terroranschläge Deutschland in 70er und 80er Jahren mehr verändert als uns heute lieb ist. Noch immer leiden wir unter den Reaktionen des Staates, den Einschränkungen der bürgerlichen Freiheit und der Angst, die damals über Deutschland kam. Stichworte: Verfassungsschutzanfragen, Überwachungen von allem, was ein Bürger macht, wo er sich bewegt, Datenschutzeinschränkungen usw

Auch heute noch ärgere ich mich nicht nur über die Verbrechen, die geschahen. Egal, ob Mord oder Anschlag: nach den direkten Opfern ist ein ganzer Staat mitsamt uns Bewohnern zum Opfer geworden. Ähnlich wie nach dem 13.09. hat sich durch die eingeleiteten Maßnahmen nicht wirklich die Sicherheit in Deutschland erhöht, höchstens die gefühlte. Aber die Freiheit wird jedes mal Stück um Stück eingegengt und wie begrüßen es auch noch (mich eingeschlossen), weil auch wir die Angst verspüren.

An all das muste ich denken als ich über die Gnadenaktion so nachdachte. Und habe mich gleich wieder sehr geärgert, nicht allein über die Politiker, die einerseits uns die verschäfte Sicherheit und dramatische Einschränkung der Freiheit gebracht haben, anderserseits jetzt ernsthaft über eine Haftentlasung der Köpfe der gefährlichsten deutschen Terroristen nachdenken. Sondern auch über die Urheber all' dieser Wirkungen auf unser einfaches Leben.

Gnade setzt meinem christlichen Verständnis nach Reue voraus. Ich glaube, aus diesem Grund hat Johannes Rau gezögert, dem Gnadengesuch Klars nachzugeben. Bis heute gab es kein Zeichen von Reue, Entschuldigung oder Distanzierung der beiden Terroristen. Im Gegenteil, Christian Klar scheint weiterhin verwirrt zu denken. Wie stellt man sich das Leben der Beiden in der Gesellschaft vor? Sie gehen einem Beruf nach und finden sich wieder in der Gesellschaft ein? Oder bekommen sie eine Einzelbetreuung, um wieder "gut zu machen", was sie in der Gefangenschaft erlitten haben? Mit dieser Logik kann ich auch dem Kindermörder Magnus Gäfgen das Recht zugestehen seine Stiftung zu gründen.

Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr meine ich, eine Freilassung steht noch noch nicht an. Kranke oder alte Menschen können als Gnadenakt freigelassen werden, keine Frage. Aber das ist hier noch nicht der Fall.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gefängnisse sind auch in Deutschland so beschaffen, daß Verbohrtheit und Bosheit in ihnen eher gefördert als überwunden werden. Ich weiß nicht, ob man das ändern kann - im Gefängnis sammeln sich nun einmal überdurchschnittlich viele Verbohrte und Boshafte.
Mich stört die laute öffentliche Diskussion um vorzeitige Entlassung von Mohnhaupt und Klar. Es wäre möglich, darüber so unauffällig zu beraten wie bei weniger bekannten Häftlingen. Keiner der beiden verdient so viel Publicity. Andererseits ist es eine Grausamkeit für beide, wenn sich die Hoffnung auf Freilassung doch nicht erfüllt.

TruPic hat gesagt…

Hallo Irene, ja, das ist ein weiterer Aspekt dieser Geschichte. Warum muss immer alles so in großen Stil inszeniert werden?