Ich komm zu nichts, furchtbar. Termine für die Arbeit und auch private haben mich seit Donnerstag davon abgehalten diesen Post zu schreiben, schon blöd. Und jetzt will ich eigentlich in die Badewanne, aber jetzt kommt erst mal Reinhard Mey.
Ich bin wieder dabei Musik zu entdecken. Meine alte Reinhard Mey Doppel-CD war diesmal dran. Ich habe mich sehr gewundert und gefreut über den Humor und die wirklich schönen und treffenden Texten. Ich wusste gar nicht, wie poetisch er besonders in seinen Anfangstagen war, Beispiel: Ich wollte wie Orpheus singen.
Aber an folgendem Beispiel will ich erläutern, was mich eigentlich bewegt hat: Annabelle, Ach Annabelle. Einerseits kennt jeder doch diesen Typ Frau (oder auch Mann) die alles in Frage stellt, bis man nicht mehr weiß, was man glauben soll. Die alles kaputt redet und immer ein Haar in der Suppe findet. Diese nervigen Typen hat er sehr treffend besungen und das schon Anfang der 70er Jahre. Herrlich. Unkonventionell unsere heile Welt kaputt machen war im Sinne der 68er Generation ein dickes Lob. Aber so mancher mag es auch als anstrengend empfunden haben. Und dabei den Partner in Wirklichkeit eher versklavend, das ist schön entlarvend.
Erst recht, wenn er singt:
Früher, hab ich oft ein eigenes Auto benutzt,
Hab mir zweimal täglich die Zähne geputzt,
Hatt zwei bis drei Hosen und ein paar Mark in bar,
Ich erröte wenn ich denk was für ein Spießer ich war.
Seit ich Annabelle hab, sind die Schuhe unbesohlt,
Meine Kleider hab ich nicht mehr von der Reinigung abgeholt,
Und seit jenem Tag gehör ich nicht mehr zur Norm:
Denn ich trage jetzt die Nonkonformisten-Uniform.
Mal wieder wurde es übertrieben, kennen wir nicht alle diese Nonkonformisten Uniform? Bundeswehrjacke und so?
Heute denke ich nur: Ach wie schade, dass heute niemand mehr unsere heile Welt in Frage stellt, sondern alle nur noch nach dem Erfolg und Mammon streben. Ok, nicht alle, aber es erscheint heute viel undenkbarer, was er dort besingt und man wünscht sich mal wieder eine Annabelle mehr, oder?
2 Kommentare:
Oh ja, die CD steht auch bei mir. Das Starportrait, oder?
Mein Lieblingslied ist "Schade, dass Du gehen musst" - ich finde es wunderschön, wie lakonisch und doch tieftraurig er da den Tod eines Freundes besingt.
Ja, das ist genau die CD. Sehr schön. Das von dir angesprochene Lied ist wirklich sehr gelungen: Ohne auf die Tränendrüse zu drücken, gelingt es ihm an seiner Trauer teil zu haben.
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